In ihrer narratologischen Studie analysiert Mirjam Daume-Wolff die in den lukanischen Geburtenerzahlungen berichteten "Ereignisse" unter raumsemantischen Fragestellungen. Dabei versteht sie Raum nicht wie in vorhergehenden Studien geographisch oder topographisch als "Container" fur Handlungen, sondern topologisch im Sinne eines Beziehungsgefuges. Dies bedeutet, dass Raum als kulturelle Grosse bzw. als soziales Konstrukt wahrgenommen wird. Damit folgt Daume-Wolff u.a. den Ansatzen Lotmans, Cassirers, Foucaults und Lows. Ziel ist es, "Grenzuberschreitungen" im Text zu ermitteln, um so die Ereignisstruktur der Erzahlungen zu erfassen.Durch die Identifizierung von "Ereignissen" und "Nicht-Ereignissen" lassen sich Akzentuierungen vornehmen und Bedeutungsgewichte verteilen. Auf diese Weise ermoglicht die Autorin z.B. einen neuen Blick auf die Bedeutung des gottlichen Wortes gegenuber der Jesusgeburt. Die Analyseergebnisse generieren neue Fragen und Erkenntnisse, die in die Ergebnislandschaft der traditionellen historisch-kritischen Exegese einzuspeisen und zu diskutieren sind.