Die hier versammelten Beitrage zur Jesusforschung verbinden den sozialgeschichtlichen und "erinnerungshermeneutischen" Ansatz. Der Nachweis einer Rollenpluralitat in der Jesusuberlieferung knupft an real- und sozialgeschichtlichen Forschungen an, die Jesus in die judische Geschichte einbetten, die Beobachtung von Rollentransformationen in der Jesusuberlieferung entspricht der Erinnerungshermeneutik: Alles, was wir von Jesus wissen, wurde in Erinnerungen an ihn im Urchristentum verandert. Die Pluralitat der Rollen ist die Grundlage, trotzdem in diesen Erinnerungen "wirkungsauthentische" Spuren Jesu zu erkennen, die ohne Jesu Wirken unverstandlich waren. Ihre Transformation folgt den Tendenzen einer Gemeinschaft, die in ihm den Beginn einer neuen Welt sah. Gerd Theissen fuhrt in Fortsetzung historischer Ansatze in Form- und Religionsgeschichte Ergebnisse der beiden letzten Phasen der Jesusforschung zusammen und widerspricht einer Skepsis, die ihn im Nebel von Legenden und Mythen unsichtbar macht.