Im Ruckblick auf die eigenen reformatorischen Anfange stellte der Umgang mit den sogenannten (Wieder-)Taufern seit jeher eine ernst zu nehmende Herausforderung fur lutherische und reformierte Geschichtsschreiber dar. Zu nah hatten sich prominente Tauferfuhrer im Umfeld der grossen Reformatoren bewegt, deren Glaubwurdigkeit sie zu erschuttern drohten. Dass narrative Abgrenzung geboten schien, ist auf dem Hohepunkt der Glaubensstreitigkeiten daher nicht erstaunlich. Was passierte aber mit diesen Erzahlmustern, als Pietismus und Aufklarung nicht nur in Kirche und Gesellschaft ein Umdenken anstiessen, sondern auch der Geschichtsschreibung neue Impulse verliehen? Wer beschaftigte sich uberhaupt noch mit der tauferischen Vergangenheit und warum? Steffie Schmidt geht diesen Fragen nach, indem sie Schwerpunkte der Auseinandersetzung mit der tauferischen Geschichte zwischen 1672 und 1848 identifiziert und davon ausgehend die Entwicklung uberkommener Narrative in einer von Bruchen und Transformationen gekennzeichneten Epoche nachverfolgt.